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Liebe Interessierte und Mitstreiter*innen,
Rückblick: Kerzen, Rosen und glänzende Stolpersteine
Wer am 9. November abends durch Weimars Straßen ging, konnte an einigen Stellen Kerzen leuchten sehen. Sie standen, manchmal zusätzlich mit Blumen versehen, neben den Stolpensteinen, die an die ehemaligen jüdischen Mitbürger*innen erinnerten, die durch die Nationalsozialisten entrechtet, ermordet oder in den Tod getrieben wurden.
Viele Menschen waren dem Aufruf des Bürgerbündnisses gegen Rechtsextemismus, der evangelischen Kirchengemeinde und des Vereins Lernort Weimar gefolgt, die Stolpersteine zu putzen und Kerzen aufzustellen. Eine Teilnehmerin schrieb uns: „Ich habe auf der Homepage von Lernort Weimar einige der Biografien der jüdischen Menschen gelesen. Es ist für mich gut, ihre Schicksale zu kennen, so sind sie nicht mehr anonym, sie werden zu wirklichen Menschen aus Weimar. Das stille Gedenken wird dadurch konkret und macht Sinn.“
Der Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, Prof. Reinhard Schramm, sandte uns diese ergreifende Botschaft:
„Liebe Freunde, allen Initiatoren und Mitwirkenden Ihrer Aktion danke ich von Herzen. Tätiger Respekt unseren Toten gegenüber schlägt Brücken zu uns lebenden Juden. Brücken, die die Schmerzen durch Antisemitismus lindern. Ein Antisemitismus, vor dem wir Juden uns nicht selbst schützen können, selbst wenn wir uns mühen, Gutes für unser Land zu tun.“
Wir danken allen, die sich an dem tätigen, stillen Gedenken beteiligt haben und schließen uns der Forderung der Jüdin Jenny Havemann nach mehr Bildung im Kampf gegen Antisemitismus an.
Hier könnt Ihr die Forderung unterzeichnen:
www.change.org/p/keineleerenworte-f%C3%BCr-mehr-bildung-im-kampf-gegen-antisemitismus-9november-reichspogromnacht-niewieder
Hier zwei von vielen Fotos, die uns erreichten
12. und 13. November 2020 Doppelter Livestream
Festvortrag des Antisemitismus-Forschers Wolfgang Benz und Konzert mit Tehila Nini Goldstein und Jascha Nemtsov
Im Rahmen der wissenschaftlichen Tagung „Verfolgte Musiker im nationalsozialistischen Thüringen. Eine Spurensuche II" am 12. und 13. November an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar kommt es zu einem doppelten Livestream. Den Beginn macht der Festvortrag des ehemaligen Leiters des Zentrums für Antisemitismusforschung der TU Berlin, Prof. Dr. Wolfgang Benz. Er spricht am Freitag, 13. November um 17:30 Uhr zum Thema „Vor der Katastrophe. Juden und Judenfeinde in der Weimarer Republik“. Der Vortrag ist im Livestream zu sehen.
Im Anschluss interpretieren Tehila Nini Goldstein und Jascha Nemtsov Lieder und Klaviermusik der verfolgten und vergessenen jüdischen Komponisten Hans Heller, Joachim Stutschewsky und Gustav Lewin aus Thüringen, die zum großen Teil erst kürzlich wiederentdeckt wurden.
Ihr Konzert am Freitag, 13. November um 20:00 Uhr ist ebenfalls im Livestream zu erleben.
Livestream und nähere Infos unter: www.hfm-weimar.de
Erinnerung an Victor Ullmann und Musik-Empfehlung
Viktor Ullmann (geb: 1. Januar 1898, ermordet in Auschwitz- Birkenau am 18. Oktober 1944) - ein Leben für die Musik
Ein unglaublich brutaler Antisemitismus hatte nahezu das gesamte deutsche Volk bereits kurz nach der Machtübergabe an Adolf Hitler und die Nationalsozialisten erfasst. Zuerst brannten die Bücher, dann die Synagogen, zuletzt im Holocaust 6 Millionen Menschen. Die kulturellen Schätze, die dabei vernichtet worden sind, dürften unermeßlich gewesen sein. Vielfach sind die Werke der Künstlerinnen und Künstler in Vergessenheit geraten, auch dann noch, wenn diese aus Ghettos, Konzentrationslagern gerettet worden waren.
Im Zusammenhang und zu Ehren des Holocaust- Gedenktages am 27. Januar 2020 hatte die junge Pianistin Annika Treutler das Klavierkonzert und Sonaten von Viktor Ullmann gemeinsam mit dem Rundfunksinfonie-Orchester Berlin unter Stephan Frucht eingespielt. Ganz bewußt wollten sowohl die Solistin, als auch der Dirigent das als Zeichen der Solidarität und Toleranz verstanden wissen.
Man möchte nicht nur an einen fast Vergessenen erinnern, sondern suche einen anderen Zugang zur Jugend, um die fürchterlichen Verbrechen in Erinnerung zu rufen.
Viktor Ullmann war ein bedeutender Komponist und Musiker, der mit großer Energie selbst als gedemütigter Häftling im Ghetto Theresienstadt unermüdlich, aber auch mit Hoffnung auf Befreiung weiter arbeitete. Deportiert nach Auschwitz- Birkenau, wurde Viktor Ullmann im August 1944 ermordet. Abschließend ist zu erwähnen, dass Annika Treutler und das Rundfunksinfonie- Orchester Berlin im Oktober 2020 mit dem Echo Klassik ausgezeichnet worden sind. Das halten wir für ein Zeichen besonderer Wertschätzung.
CD und Blue ray CD sind bei Siemens Arts erschienen.
Zu den Gedenktagen an die Novemberpogrome erinnern wir bewußt an die fürchterlichen antisemitischen Verbrechen, die zahllosen drangsalierten, die vielen ermordeten Künstlerinnen und Künstler, auch an deren vernichtete Werke
Für Antisemitismus, für Rassenhass darf es keinen Platz in unserer Gesellschaft geben.
Johannes Bock, Weimar
Seit 2007 wurden und werden in Weimar – wie an vielen Orten in Europa – auf Initiative des Künstlers Gunter Demnig 46 Stolpersteine verlegt, die an die Schicksale jüdischer Menschen erinnern.
Zu einem besonderen, stillen Gedenken an die Opfer des Holocaust laden in diesem Jahr drei Weimarer Gruppierungen ein.
„Wir rufen die Weimarer Bürgerinnen und Bürger dazu auf, sich den Stolpersteinen zu widmen, die durch Witterungseinflüsse ihren Glanz verloren haben.
Nehmt Euch in den nächsten Tagen eine halbe Stunde Zeit, reinigt einen Stolperstein und stellt am Montag, 9. November gegen Abend eine Kerze neben den Stein.
Wer keine Zeit zum Putzen hat, kann natürlich auch gern Kerzen neben andere Stolpersteine in der Stadt stellen.
Wer möchte, schickt ein Foto davon an: weimar-gegen-rechts(at)web.de.
So können wir gemeinsam die Stolpersteine wieder besser sichtbar machen und die Erinnerung an die verfolgten und ermordeten jüdischen Mitmenschen der Stadt wachhalten“, so Jonny Thimm vom Verein Lernort Weimar, Ramón Seliger von der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde und Marleen Bax vom Bürgerbündnis gegen Rechtsextremismus Weimar.
Eine Anleitung zum Säubern der Stolpersteine ist hier zu finden:
https://lernort-weimar.de/stolpersteine/verlegungen-patenschaften-pflege/
Eine digitale Karte der Weimarer Stolpersteine mit Vermerken, welche geputzt werden müssen, findet sich unter:
https://lernort-weimar.de/stolpersteine/stadtplan/
In der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 erfuhr der organisierte Antisemitismus des NS-Regimes mit Gewaltexzessen und der Verschleppung von Juden – darunter auch Weimarer – in das Konzentrationslager Buchenwald einen vorläufigen grausamen Höhepunkt.
Es folgten das Verbot für Juden, öffentliche Kultur- und Bildungseinrichtungen wie Schulen, Museen oder Sportplätze zu betreten, die systematische Enteignung von jüdischem Besitz, 1942 begannen die ersten Transporte in die Vernichtungslager.
Auch in der Kulturstadt Weimar wurde die Verfolgung organisiert und durchgeführt und konnte mehr oder weniger ungehindert vonstattengehen. Die permanente Stigmatisierungs- und Isolierungspraxis der mit einem gelben Stern gekennzeichneten Bevölkerungsgruppe endete in fast allen Fällen mit der Deportation und dem sicheren Tod.
Weitere geplante Veranstaltungen wie das Gedenken am Marstall, die Verlegung neuer Stolpersteine, ein Stadtrundgang, eine Podiumsdiskussion müssen leider entfallen bzw. werden verschoben.
Zu dieser Aktion schreibt uns Prof. Dr.-Ing. habil. Reinhard Schramm, Vorstandsvorsitzender der Jüdische Landesgemeinde Thüringen K.d.ö.R., folgende bewegende Zeilen:
Liebe Freunde,
allen Initiatoren und Mitwirkenden Ihrer Aktion danke ich von Herzen. Tätiger Respekt unseren Toten gegenüber schlägt Brücken zu uns lebenden Juden. Brücken, die die Schmerzen durch Antisemitismus lindern. Ein Antisemitismus, vor dem wir Juden uns nicht selbst schützen können, selbst wenn wir uns mühen, Gutes für unser Land zu tun.
Beste Grüße
Reinhard Schramm
Di 13. Oktober 2020, 19 Uhr
Die Arier
Film + Gespräch
Die Regisseurin Mo Asumang begibt sich auf eine abenteuerliche Tour in die Abgründe rechter Bewegungen. Ihr Film ist auch eine persönliche Reise in den Wahnsinn des Rassismus, bei der Mo Asumang neben deutschen Neonazis auch den führenden Rassisten in den USA, den berüchtigten Tom Metzger, sowie Ku-Klux-Klan-Mitglieder in der beunruhigenden Szenerie des Mittleren Westens trifft.
Di 20. Oktober 2020, 19 Uhr
Wer wir sein wollten
Film + Gespräch mit der Regisseurin
Ein Dokumentarfilm über Rollenbilder von Schwarzen Jugendlichen in den 1990er Jahren. Vier Protagonisten erzählen von ihren Identifikationsfiguren und Erfahrungen als Schwarze Jugendliche in Deutschland und stellen es in Bezug zur heutigen Zeit. Wer wollte man sein? Wie wurde man gesehen? Was wurde erwartet und welche Auswirkungen hatten diese Erwartungshaltungen? Die Regisseurin Tatiana Calasans lebt und arbeitet als Künstlerin, Drehbuchautorin und Filmemacherin in Hamburg und kommt zum Gespräch.
(Außerdem auch am 5.11.2020, 19:30 im CineStar Weimar)
Weitere Filme unde nähere Infos unter: monami-weimar.de/kino
Anmeldung unter: kino@monami-weimar.de