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"Pazifismus von Rechts? - Gegen AfD-Demagogie!" - Kundgebung
Das Bürgerbündnis gegen Rechtsextremismus Weimar ruft zu einer Kundgebung auf:
Montag, 06. März 2023, 18.30 Uhr Sophienstiftsplatz Weimar
Unter dem Motto "Pazifismus von Rechts? - Gegen AFD-Demagogie!" protestieren wir gegen die angebliche Friedenspolitik einer Partei, die mit den Sorgen und Ängsten der Menschen spielt und sie für ihre rechtspolitischen und rechtsextremen Ziele vereinnahmen will.
Kommt zur Kundgebung, bringt Plakate und Transparente mit!
Gemeinsame Pressemitteilung von BGR, ACHAVA e.V. und Lernort Weimar e.V.
Gegen die Auslöschung der Erinnerung
In den letzten Tagen sind in Weimar wiederholt Stolpersteine beschmiert worden. Unbekannte haben sie mit Kleber und Sand unkenntlich gemacht und damit versucht, die Opfer noch ein zweites Mal aus unserem Leben zu entfernen.
Die Nazis und ihre Helfershelfer haben den Opfern nur zu oft vor ihrer Ermordung in den Lagern ihre Namen und individuellen Züge geraubt. Stolpersteine geben den Toten ihre Namen zurück und erinnern uns tagtäglich daran, wie dünn die Decke der Zivilisation ist, die uns von barbarischen Mordexzessen trennt, dass echte Menschen betroffen waren, nicht irgendwo, sondern genau hier in Weimar, in dieser Straße, in diesem konkreten Haus. Hier geht es nicht um einen „Schuldkult“. Menschenwürde, Freiheit und Demokratie sind nicht selbstverständlich, sie sind täglich bedroht von Rassismus, Nationalismus, Antisemitismus, Menschenfeindlichkeit und dummer Ignoranz.
„Nie wieder!“ – Dazu mahnen uns die Stolpersteine. Angesichts des Vandalismus gegen sie scheinen sie heute notwendiger denn je.
Vortragsreihe: Verquere Gedanken
Zur den ideologischen Hintergründen der Querdenkerbewegung.
Die sogenannten Montagsspaziergänge reißen nicht ab. Was treibt diese Menschen auf die Straße? Warum demonstrieren scheinbar so verschiedene Akteure, wie Rechte, Anthroposoph*innen und Esoteriker*innen zusammen? Und warum sind dabei nicht nur die offensichtlich rechten Ideologien gefährlich? Wir wollen genauer hinschauen und haben dafür einige Referent*innen eingeladen:
Donnerstag 9. März 19:00 (Mon Ami Weimar) Vortrag + Diskussion
Ansgar Martins: Religion, Wissenschaft, Esoterik: Zur Attraktivität von Verschwörungstheorien
Die Nähe von Esoterik und Verschwörungstheorie hat seit der Corona-Pandemie eine nie dagewesene Aufmerksamkeit erreicht. Sie ist aber keineswegs neu, Hetzschriften über die Jüdische Weltverschwörung wie die "Protokolle der Weisen von Zion" wurden schon seit dem 19. Jahrhundert fleißig in spirituellen Kreisen herumgereicht.
Esoterik und Verschwörungsdenken sind auch deshalb ein so gut funktionierendes Paar, weil sie in Kombination sowohl die Ängste adressieren, auf die Religionen antworten, als auch die Eitelkeiten des modernen Individuums befriedigen. Einerseits wird oberflächlich an aufklärerische und wissenschaftliche Ideale appelliert: Informiere dich selbst, glaub nicht den offiziellen Autoritäten! Andererseits werden dabei immer die gleichen apokalyptisch-religiösen Stereotype bedient: Ein neues Zeitalter steht bevor, böse Mächte versuchen das zu verhindern, aber die Erwachten kämpfen tapfer gegen die Finsternis.
So tritt Esoterik als Erbin des traditionellen christlichen Antisemitismus auf. Prominente Protagonisten wie C. G. Jung, Rudolf Steiner oder die diversen Querdenker-Propheten passen sie an immer neue gesellschaftliche Bedürfnisse und geschichtliche Lagen an.
Ansgar Martins ist Doktorand an der Goethe-Universität Frankfurt am Main und Research Fellow am Franz Rosenzweig Minerva-Zentrum der Hebräischen Universität Jerusalem. Letzte Publikationen: Rassismus, Reinkarnation und die Kulturstufenlehre der Waldorfpädagogik. Anthroposophische Rassenkunde auf dem Weg ins 21. Jahrhundert, in: Vojin Sasa Vukadinovic (Hrsg.) Rassismus. Von der frühen Bundesrepublik bis in die Gegenwart, Berlin: De Gruyter 2022, 565-588; The Migration of Metaphysics into the Realm of the Profane: Theodor W. Adorno Reads Gershom Scholem [IJS Studies in Judaica 20], Brill, Leiden/Boston (2020)
Mittwoch 12. April 18:00 (Mon Ami Weimar) Vortrag + Diskussion
Peter Bierl: Anthroposophie und Aluhut
Verschwörungsideologie in Zeiten der Pandemie und des Krieges
Anhänger*innen der Anthroposophie, der einflussreichsten okkult-esoterischen Richtung in Deutschland, zählen zur Basis der sogenannten Querdenker. Das ist kein Zufall. Ihr Begründer Rudolf Steiner lehrte, dass göttliche Führer, Erzengel, Götterboten sowie Volks- und Rassengeister den Lauf der Welt bestimmen. Wer sowas glaubt, ist reif für Verschwörungsfantasien.
Bis heute lehnen viele Anthroposoph*innen das Impfen ab. Bei Masern sind Waldorfschulen immer wieder Hotspots. Zur Corona-Epidemie äußerten Anthroposophen, wer den Tod fürchte, sei eben Materialist, Leiden sollte als "tiefer karmische Entwicklungsimpuls" verstanden werden. Wer sich richtig ernähre und die spirituelle Haltung pflege, sei vor Corona sicher.
Anknüpfungspunkte finden sich auch beim Ukrainekrieg, der in der Querdenkerszene als westliche Machenschaft gilt. Steiner deutete den ersten Weltkrieg als Verschwörung von Freimaurern, Jesuiten und Juden gegen Deutschlands Mission. Die NATO-Osterweiterung rügten Anthroposoph*innen als Eingriff Amerikas in einer deutsch-russische spirituelle Kooperation. Der russische Überfall auf die Ukraine wird von manchen als seit Jahren vorbereiteter Weltkrieg der englischsprachigen Länder gegen Russland gedeutet. Dahinter steht eine Prophezeiung Steiners, die Slawen würden in ferner Zukunft die führende Unterrasse der Arier sein, zuvor müssten die Deutschen ihnen jedoch Kultur beibringen. Das würde der Westen demnach verhindern, indem er Zwietracht und Krieg sät.
So bringt die Querdenkerszene als Massenbewegung zum Ausdruck, was immer schon in der Esoterikszene wabert: Unverständnis gesellschaftlicher Verhältnisse, Abwehr kritischen Denkens, Nationalismus, Antisemitismus, Sozialdarwinismus und Menschenverachtung.
Peter Bierl ist freier Journalist und Autor. Zuletzt sind von ihm "Menschenverachtung als Programm" (2022), der Essay "Die Legende von den Strippenziehern. Verschwörungsdenken im Zeitalter des Wassermanns" (2021), "Die Revolution ist großartig - Was Rosa Luxemburg uns heute noch zu sagen hat" (2020) und "Einmaleins der Kapitalismuskritik" (2018) erschienen.
Montag 15. Mai 18:00 (Mon Ami Weimar) Vortrag + Diskussion
Ingo Elbe: Demokratie von rechts? Carl Schmitt als Vordenker des Rechtspopulismus
Populistische Bewegungen sind weltweit auf dem Vormarsch. Gegen die 'globalistischen' und 'korrupten Eliten' wird dort an den 'wahren Volkswillen' appelliert. Es stellt sich dabei die Frage, was genau unter Volk und Volksherrschaft verstanden wird und welche Demokratiekonzeption dem zugrunde liegt.
Um diese Frage zu beantworten, gibt der Vortrag einen Einblick in das Denken Carl Schmitts, der als wichtigster Vordenker des Rechtspopulismus sowie radikal rechter Konzeptionen von Volksherrschaft gelten kann. In diesen Konzeptionen wird meist behauptet, der Volkswille müsse nicht unbedingt durch formale Wahlverfahren ermittelt werden und seine Inhalte seien bei autoritär agierenden Führern, die eine Gleichartigkeit mit dem Volk auszeichne, in guten Händen. Neben der Frage, welche antiparlamentarischen und antidemokratischen Elemente rechtspopulistische Anrufungen des Volkes transportieren, werden die agitatorischen Strategien rechtspopulistischer Akteure thematisiert.
Dr. Ingo Elbe ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Privatdozent am Institut für Philosophie der Universität Oldenburg. Letzte Publikationen: Gestalten der Gegenaufklärung. Untersuchungen zu Konservatismus, politischem Existentialismus und Postmoderne, 2. Aufl. Würzburg 2021 sowie als Mitherausgeber: Probleme des Antirassismus. Postkoloniale Studien, Critical Whiteness und Intersektionalitätsforschung in der Kritik, Berlin 2022
Donnerstag 22. Juni 18:00 (Mon Ami Weimar) Vortrag + Diskussion
Anna Weers: Rechte Esoterik
Man muss nicht lange suchen, um in Einkaufsgeschäften Angebote zu Astrologie, spirituell geprägter Pseudomedizin oder den Glauben an Geister und Magie zu finden. Der Glaube an "übernatürliche Heilkräfte" und Aussagen in Horoskopen einen "Einfluss auf den Verlauf seines Lebens" zuzuschreiben, ist sehr weit verbreitet. Mit der Covid-19-Pandemie und den Protesten gegen die Maßnahmen zur Eindämmung konnte eine Verschmelzung verschiedener Milieus auf den Straßen und in Online-Netzwerken beobachtetet werden. Was mit Klangschalen und Yogamatten zwischen Reichsfahnen auf der Straße begann, führte zu Ereignissen, wie dem Sturm auf den Bundestag, der von einer Heilpraktikerin mit initiierte wurde und bringt uns heute zu einem dichten Netzwerk zwischen Rechtsextremen, Friedensbewegten und Esoteriker*innen.
Der Vortrag thematisiert die antisemitischen Wurzeln von Esoterik und wie sie sich heute bei esoterischen Angeboten zeigen. Mit Perspektive auf Geschlecht und das Naturverständnis geht es zudem um aktuelle Entwicklungen und Anschlussfähigkeiten an eine Nachhaltigkeits- und Ökobewegung und die Handlungsmöglichkeiten, die sich ergeben.
Anna Weers ist Referentin für Rechtsextremismus in ländlichen Räumen bei der Amadeu Antonio Stiftung. Sie studierte an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde und arbeitet zu den Themen rechte Landnahme, Ökologie und Esoterik. Im Rahmen des Kompetenznetzwerks Rechtsextremismus Prävention vernetzt sie zivilgesellschaftliche Akteur*innen in ländlichen Räumen miteinander.